Massenermittlung im Bau-Gewerbe
Die Massenermittlung und Mengenermittlung spielen eine zentrale Rolle im Bauwesen, um sicherzustellen, dass Projekte sowohl zeitlich als auch finanziell effizient geplant und durchgeführt werden. Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die Bedeutung dieser Verfahren, ihre Integration in das Leistungsverzeichnis, den Vergleich von Soll- und Ist-Mengen sowie den Einsatz moderner Softwarelösungen zur Optimierung der Bauprozesse.
Bei der Planung eines großen Bauvorhabens ist die Bauzeitenplanung für den Auftraggeber von entscheidender Bedeutung. Ebenso wichtig ist es jedoch, die einzelnen Gewerke, die in den verschiedenen Phasen erbracht werden sollen, vorab präzise einzuschätzen. Auftraggeber und Auftragnehmer verwenden dazu die Bau-Massenermittlung. Diese Mengenermittlung hilft, den Umfang der Bauleistung hinsichtlich Materialeinsatz und der damit verbundenen Kosten besser einzuschätzen.
Was versteht man unter Massenermittlung / Mengenermittlung?
Die Massenermittlung, auch als Mengenberechnung oder Mengenermittlung bekannt, berechnet die benötigten Mengen für Bauleistungen. Diese Berechnungen sind entscheidend für die Planung der Ressourcen und die genaue Abschätzung der anfallenden Kosten und des Zeitaufwands für ein Bauprojekt.
Im Kern erfassen Planer bei der Massenermittlung sämtliche für das Bauprojekt erforderlichen Mengen und stellen diese Daten in übersichtlichen Materiallisten zusammen, die auf den Bauplänen basieren. Diese Listen bieten einen Überblick über die benötigten Materialien und deren Maße, einschließlich der Menge, Länge, Volumen und des Gewichts der Komponenten, die für das Bauprojekt erforderlich sind.
Wozu dient die Mengenermittlung?
Das Hauptziel der Mengenermittlung bei Bauprojekten besteht darin, die genaue Menge an allen benötigten Baustoffen und Arbeitsstunden im Voraus präzise zu bestimmen. Je umfangreicher das Bauvorhaben ist, desto bedeutender wird die gründliche Planung der logistischen Abläufe. Die Bauplanung übernimmt diese Aufgabe.
Eine präzise Mengenermittlung spielt eine entscheidende Rolle für die Planung und Ressourcenkalkulation. Fehler oder Ungenauigkeiten in diesem Schritt führen häufig zu erheblichen Kostenüberschreitungen, Verzögerungen und sogar rechtlichen Auseinandersetzungen. Daher ist es unerlässlich, diesen Prozess mit höchster Sorgfalt und unter Einhaltung aller relevanten Normen und Vorschriften durchzuführen.
Mengenermittlung als wichtiger Teil des Leistungsverzeichnisses (LV)
Die sorgfältige Massenermittlung spielt eine zentrale Rolle bei der Erstellung des Leistungsverzeichnisses. Die Vergabe von Bauaufträgen erfolgt oft auf Basis der im Leistungsverzeichnis aufgeführten Mengen und Leistungen.
Die entsprechenden Regelungen zur Massenermittlung finden sich in der VOB Teil B und C. Das Leistungsverzeichnis (LV) listet alle Leistungspositionen eines Auftrages auf und bildet damit das Rückgrat eines Bauprojekts.
Leistungsverzeichnis als Grundlage für die Mengenermittlung
In der Planung eines Bauwerks (Gebäude, Haus, etc.) erstellen Planer in der Regel ein Leistungsverzeichnis (LV). Dieses Dokument legt präzise fest, welche baulichen Teilleistungen für jedes einzelne Gewerk im Bauprozess erforderlich sind. Dabei handelt es sich um einen Fließtext, der nicht nur die geplanten Bauarbeiten beschreibt, sondern auch spezifische Normen, bauliche Regelwerke und Standards referenziert.
Diese Referenzen definieren sämtliche Bedingungen und Konditionen für die Durchführung der Bauarbeiten und dienen später als Grundlage, um zu überprüfen, ob die Bauleistung gemäß Leistungsverzeichnis zufriedenstellend und qualitativ hochwertig erbracht wurde.
Das Leistungsverzeichnis bildet die Grundlage des Auftrags zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und spielt daher eine wichtige Rolle. Bei Abweichungen zur vereinbarten Bauleistung kann eine Mängelanzeige erforderlich werden.
Mengenberechnung im Bau-Wesen nach REB-VB
Nachdem das Leistungsverzeichnis erstellt wurde, starten die Planer die Mengenberechnung. Dabei enthalten sie die konkreten Maße für einzelne Bauleistungen (Längen, Breiten, Tiefen) entweder direkt im Leistungsverzeichnis oder ermitteln sie zusätzlich aus Bildern und Zeichnungen, BIM-Modellen oder sonstigen Aufmaß-Dateien.
Auf Grundlage dieser Informationen führen sie eine allgemeine Mengenberechnung durch, beispielsweise basierend auf den Regelungen für die elektronische Bauabrechnung (Sammlung REB). Diese Regelungen ermöglichen es, die Mengen (Flächen, Rauminhalte, Volumina, etc.) der unterschiedlichen Bauleistungen für alle Fachbereiche des Bauwesens zu ermitteln. Eine umfassende Formelsammlung hilft dabei, sämtliche baulichen Anordnungen schnell hinsichtlich ihres möglichen Materialeinsatzes einzuschätzen.
Egal ob Trapezprofile, Hohlzylindersektoren, Tangentenecken, Ellipsenkörper, Zylinderhufe oder Kugelzonen: Die Planer finden entsprechende Formeln für alle denkbaren Bauelemente, die ihnen eine schnelle Berechnung der notwendigen Mengen ermöglichen. Anschließend erfolgt eine Preisauskunft.
Insbesondere angesichts der stark schwankenden (bzw. aktuell stark steigenden) Preise für Baumaterialien ist es für den Auftraggeber wichtig, eine Kostenschätzung hinsichtlich des Materialaufwands zu erhalten. In der Regel erfolgt die Bezahlung des geplanten Materialaufwands im Rahmen einer ersten Abschlagszahlung, sodass der Auftragnehmer nicht in Vorleistung gehen muss.
Soll-Mengen und Ist-Mengen im Vergleich
In Bauprojekten treten häufig Abweichungen zwischen den geplanten Soll-Mengen und den tatsächlich ausgeführten Ist-Mengen auf. Diese Differenzen entstehen unter anderem, weil Planer bei der Mengenermittlung während der Bauausführung bestimmte Regeln und Vorschriften, wie sie in der VOB/C festgelegt sind, berücksichtigen müssen.
Zu diesen Regeln gehören beispielsweise Übermessungen oder Abzüge, die bei der Berechnung der Mengen notwendig sind. Solche Abweichungen gehören zum normalen Bauprozess und müssen sorgfältig dokumentiert und ausgewertet werden, um eine genaue und faire Abrechnung sicherzustellen.
Mengenermittlung in der Bauplanung
Erstellung von Materiallisten und Mengenberechnungen
Die Erstellung von Materiallisten und Mengenberechnungen ist ein essenzieller Schritt in der Bauplanung. Dabei werden alle benötigten Materialien und deren Mengen für das Bauvorhaben präzise ermittelt. Dies geschieht in der Regel durch die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses (LV), das sämtliche notwendigen Bauleistungen und Materialien detailliert auflistet.
Die Mengenberechnung kann entweder manuell oder mithilfe moderner Softwarelösungen durchgeführt werden. Insbesondere AVA-Software bietet hier erhebliche Vorteile, da sie eine schnelle und präzise Mengenberechnung ermöglicht. Diese Software kann zudem mit 3D-Modellen arbeiten, was die Genauigkeit der Berechnungen weiter erhöht.
Die Ergebnisse der Mengenberechnung werden anschließend in die Materialliste eingetragen. Diese Liste enthält alle notwendigen Materialien und deren Mengen, die für das Bauvorhaben benötigt werden. Eine sorgfältige Erstellung dieser Listen ist entscheidend, um den Materialbedarf genau zu planen und Kostenüberschreitungen zu vermeiden.
Digitale Mengenermittlung mit 3D-Modell und AVA-Software
Die digitale Mengenermittlung mit 3D-Modell und AVA-Software stellt einen modernen Ansatz dar, um die Mengenberechnung zu vereinfachen und zu präzisieren. Hierbei wird ein detailliertes 3D-Modell des Bauvorhabens erstellt, das alle notwendigen Bauteile und Materialien umfasst.
Die AVA-Software kann dieses 3D-Modell auswerten und die benötigten Mengen an Materialien automatisch berechnen. Dieser Prozess reduziert die Fehlerquote erheblich und ermöglicht eine schnellere und präzisere Berechnung der Mengen.
Die digitale Mengenermittlung bietet zahlreiche Vorteile, darunter eine verbesserte Transparenz und eine Reduzierung von Fehlern. Durch die Nutzung von 3D-Modellen und AVA-Software können Bauprojekte effizienter geplant und durchgeführt werden, was letztlich zu einer höheren Qualität und Kosteneffizienz führt.
Mengenermittlung der ausgeführten Leistungen
Während der Bauphase berechnen Planer die Ist-Mengen der tatsächlich erbrachten Leistungen. Diese Mengenermittlung basiert auf einem Aufmaß und ist entscheidend für die Endabrechnung, einschließlich Abschlags- und Schlussrechnungen.
Wichtige Punkte zur Ist-Mengen-Ermittlung:
Abrechnungsvorschriften: Die Berechnung der Ist-Mengen erfolgt gemäß den Abrechnungsvorschriften der ATV/DIN in der VOB Teil C, die für verschiedene Bauarbeiten und Gewerke gelten.
Vertragsbindung: Die vorgegebenen Regeln für Aufmaß und Abrechnung sind verbindlich, es sei denn, im Bauvertrag wurden abweichende Vereinbarungen getroffen. Bei Projekten, die auf einem VOB-Vertrag basieren, sind zusätzlich die Bestimmungen in § 14 der VOB/B relevant.
Technische Lösungen: Verschiedene rechentechnische Methoden können für das Aufmaß zur Anwendung kommen. Wenn die elektronische Bauabrechnung (REB) für die Mengenermittlung verwendet werden soll, muss dies vorab zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden. Dies gilt auch für den Einsatz von selbstregistrierenden Messgeräten oder GPS-basierten Messungen, wie sie etwa bei Geländeaufnahmen im Straßenbau genutzt werden.
Vertragsvereinbarungen: Es ist ratsam, bereits im Bauvertrag festzulegen, welche rechentechnischen Ansätze und Geräte für die Mengenermittlung verwendet werden sollen.
Fehler in der Mengenermittlung vermeiden
Häufige Fehler und ihre Folgen
Fehler in der Mengenermittlung können schwerwiegende Folgen für ein Bauprojekt haben, darunter erhöhte Kosten, Verzögerungen und Qualitätsmängel. Hier sind einige der häufigsten Fehler und ihre potenziellen Auswirkungen:
Falsche Mengenberechnung: Eine ungenaue Berechnung der Mengen kann zu einer Über- oder Unterbeschaffung von Materialien führen. Dies resultiert entweder in unnötigen Kostensteigerungen oder in Verzögerungen, wenn Materialien nachbestellt werden müssen.
Fehlende Materialien: Wenn wichtige Materialien nicht in der Materialliste enthalten sind, kann dies zu erheblichen Verzögerungen im Bauablauf führen und die Qualität des Bauwerks beeinträchtigen.
Falsche Einheiten: Die Verwendung falscher Einheiten bei der Mengenberechnung kann zu erheblichen Fehlern führen, die sich negativ auf die gesamte Bauplanung auswirken.
Vermeiden Sie diese Fehler, indem Sie eine sorgfältige und präzise Mengenermittlung durchführen. Setzen Sie moderne Softwarelösungen ein und binden Sie Experten ein, um die Genauigkeit Ihrer Berechnungen zu erhöhen und potenzielle Fehlerquellen zu minimieren. Planen Sie gründlich und überprüfen Sie die Mengenberechnungen regelmäßig, um einen reibungslosen Ablauf Ihres Bauprojekts sicherzustellen.
Kalkulationssoftware für Bau-Massenermittlung
Die Massenermittlung im Bauwesen erfordert zahlreiche Rechenvorgänge, um aus Leistungsverzeichnissen, Aufmaß-Dateien, Bildern oder BIM-Dateien entsprechende Materialmengen abzuleiten. Hierbei bietet sich der Einsatz einer robusten Kalkulationssoftware an.
Eine Software für die Mengenermittlung in der Bauplanung setzt in der Regel auf dem Leistungsverzeichnis auf. Der Gemeinsame Ausschuss Elektronik im Bauwesen (GAEB) hat weit verbreitete Standards für den Datenaustausch im Bauwesen definiert. Es gibt Standards für verschiedene Datenaustauschphasen, wie:
- Universelle Leistungsverzeichnis-Daten
- Leistungsbeschreibung
- Angebotsaufforderung
- Angebotsabgabe
- Auftragserteilung
- Rechnung
- Mengenermittlung
- Kalkulationsdaten
Eine Kalkulationssoftware für Bau-Massenermittlung kann entsprechend die relevante GAEB-Datei einlesen. Basierend darauf kann nun die Mengenermittlung in der Software gestartet werden. Eine geeignete Kalkulationssoftware wird auch Schnittstellen bereithalten, die es ermöglichen Aufmaß-Informationen bequem in die Software zu überführen, sei es aus Plänen und Zeichnungen, Ergebnissen vom mobilen Aufmaß bzw. einer Vor-Ort-Erfassung.
Mit sämtlichen hinterlegten Formeln führt eine Baumassenermittlung-Software den Benutzer nun durch die einzelnen Berechnungen und kann Fehler in der Berechnung minimieren. Dies führt zu einer zuverlässigen Mengenermittlung, was sowohl für Auftragnehmer als auch Auftraggeber vorteilhaft ist. Je nach Umfang der Software, kann das Ergebnis der Mengenermittlung nun wiederum elektronisch übermittelt, exportiert oder lediglich für die Weiterverarbeitung abgespeichert werden. Denn im weiteren Bauverlauf macht (aus Perspektive des Auftragnehmers) auch ein Soll-Ist-Vergleich Sinn, der es ermöglicht Differenzen von Planung und Realität zu erfassen, sodass im Nachhinein ggf. noch weitere Materialien fakturiert werden können.
Der großflächige Einsatz von Software für Mengenermittlung führt auch dazu, dass Auftraggeber – wenn Sie ein Leistungsverzeichnis ausschreiben – sehr vergleichbare Angebote bekommen. So können Sie sich für das Angebot mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis entscheiden. Auch eine umfangreiche Kosten- und Budgetkontrolle des Bauprojekts ist so wiederum möglich und kann sich nahtlos in einen Bauzeitenplan integrieren lassen (bspw. über eine Softwarelösung wie pro-Conto / pro-Budget).
Essenz der präzisen Baukalkulation
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Massenermittlung ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Bauplanung ist. Sie bildet die Grundlage für die präzise Kalkulation von Kosten und Materialien und gewährleistet einen effizienten Bauablauf. Mit der zunehmenden Digitalisierung im Bauwesen gewinnen moderne Softwarelösungen an Bedeutung, die eine noch genauere und schnellere Mengenermittlung ermöglichen. In einer Zeit, in der Kostenkontrolle und Effizienz entscheidend sind, ist es unerlässlich, diese Prozesse ständig zu optimieren und den neuesten technischen Entwicklungen anzupassen.
*Die Firma gripsware selbst bietet keine Mengenermittlung an, arbeitet aber mit Partnern wie der MWM Software & Beratung GmbH zusammen, die eine umfangreiche Softwarelösung für die Mengenermittlung im Bauwesen bereitstellen.