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Bruttorauminhalt DIN 277: Definition, Berechnung & Anwendung

Der Bruttorauminhalt (BRI) nach DIN 277 bestimmt das gesamte Raumvolumen Ihres Bauwerks und bildet eine zentrale Grundlage für Kostenschätzungen und Planungsberechnungen. Als dreidimensionale Kennzahl erfasst er nicht nur die Grundflächen, sondern auch die Höhenverhältnisse Ihres Gebäudes. Doch wie berechnen Sie den BRI korrekt und welche Bereiche fließen in die Ermittlung ein?

Was ist der Bruttorauminhalt nach DIN 277?

Der Bruttorauminhalt (BRI) umfasst nach DIN 277 die Gesamtheit der Rauminhalte eines Bauwerks oder Geschosses. Er gliedert sich in den Nettorauminhalt (NRI) und den Konstruktionsrauminhalt (KRI) und wird in Kubikmetern angegeben. Der BRI bildet somit das komplette umbaute Volumen Ihres Gebäudes ab – von der Gründung bis zum Dach.

Die aktuelle Norm DIN 277:2021-08 definiert den Bruttorauminhalt als das Produkt aus Bruttogrundfläche und den zugehörigen Höhen. Diese Definition löste 2005 den bis dahin verwendeten Begriff "umbauter Raum" ab und präzisierte die Berechnungsmethodik erheblich.

Grundlagen und Entwicklung der DIN 277

Die DIN 277 „Grundflächen und Rauminhalte im Bauwesen“ bildet seit 1934 die normative Grundlage für Flächenberechnungen im deutschen Bauwesen. Die aktuelle Fassung von 2021 präzisierte die Begrifflichkeiten und Berechnungsmethoden erheblich gegenüber früheren Versionen.

Ein wesentlicher Unterschied zur Vorgängerversion liegt in der Höhenermittlung: Während früher teilweise pauschalierte Geschosshöhen verwendet wurden, erfolgt heute die Berechnung auf Basis der tatsächlichen geometrischen Verhältnisse. Dies führt zu präziseren Ergebnissen, erfordert aber auch sorgfältigere Vermessung.

Bestandteile des Bruttorauminhalts nach DIN 277

Der Bruttorauminhalt gliedert sich in zwei Hauptkomponenten, die das gesamte Gebäudevolumen erfassen.

Nettorauminhalt (NRI): Das nutzbare Volumen

Der Nettorauminhalt erfasst das Volumen über der Nettoraumfläche und umfasst alle für die Gebäudenutzung vorgesehenen Bereiche. Dazu gehören Wohn- und Arbeitsräume, Sanitärbereiche, Technikräume sowie Verkehrsflächen wie Flure und Treppenhäuser.

Konstruktionsrauminhalt (KRI): Das strukturelle Volumen

Der Konstruktionsrauminhalt bildet das Volumen der tragenden und nicht-tragenden Bauteile ab. Hierzu zählen Außen- und Innenwände, Decken, Stützen sowie Installationsschächte – jeweils gemessen einschließlich Verkleidungen und Dämmstoffen.

Berechnung des Bruttorauminhalts

Die Ermittlung des BRI erfolgt durch Multiplikation der jeweiligen Bruttogrundflächen mit den zugehörigen Höhen. Die Grundformel BRI = BGF × Höhe wird für jedes Geschoss separat angewendet und anschließend summiert.

Höhenermittlung nach DIN 277

Die korrekte Höhenmessung bildet den Schlüssel für präzise BRI-Berechnungen. Als Höhe gilt der vertikale Abstand zwischen den Oberkanten der Deckenbeläge aufeinanderfolgender Geschosse. Bei Dächern wird die mittlere Höhe bis zur Dachbelagsoberkante herangezogen.

Im untersten Geschoss beginnt die Messung an der Unterkante der konstruktiven Bauwerkssohle einschließlich darunterliegender Dämmschichten. Diese detaillierte Methodik gewährleistet einheitliche und vergleichbare Ergebnisse.

Besonderheiten bei komplexen Geometrien

Bei unregelmäßigen Grundrissen oder variierenden Geschosshöhen erfolgt die Berechnung abschnittsweise. Jeder Bereich wird einzeln erfasst und nach der Formel BRI = Σ (BGFᵢ × Höheᵢ) summiert. Dies ermöglicht auch bei komplexen Bauwerken eine normkonforme Ermittlung.

Was gehört zum Bruttorauminhalt (BRI)?
Vollständig einbezogenNicht einbezogen
Beheizte & unbeheizte RäumeFundamente & Tiefgründungen
Wohn- & NebenräumeLicht-/Luftschächte unter 1 m³
Treppenhäuser & FlureDachüberstände
Keller (ab 1,25 m Höhe)Schornsteinköpfe über Dach
Garagen & überdachte BereicheDachaufbauten unter 1 m³
Bauteile & InstallationsvolumenOffene Terrassen & Balkone
Fassadenelemente (untergeordnet)

Mehr zum Thema: "Bruttorauminhalt" von der Bayerischen Architektenkammer

Praktische Anwendung des Bruttorauminhalt

Der BRI dient als wichtige Bezugsgröße für verschiedene Berechnungen und Bewertungen im Bauwesen.

In der Baukostenplanung bildet der BRI eine alternative Bezugsgröße zur Bruttogrundfläche. Besonders für die Kostengruppe 300 (Baukonstruktionen) ermöglicht der BRI präzise Kostenschätzungen auf Basis volumenbezogener Kennwerte. Dies ist besonders bei Gebäuden mit stark variierenden Geschosshöhen vorteilhaft.

Der BRI ermöglicht den objektiven Vergleich verschiedener Bauwerke hinsichtlich ihres Raumvolumens. Dies ist besonders relevant bei der Bewertung von Planungsalternativen oder der Entwicklung von Kostenrichtwerten für ähnliche Gebäudetypen.

Für die Dimensionierung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen dient der BRI als wichtige Planungsgrundlage. Das Raumvolumen beeinflusst direkt den Energiebedarf und die erforderliche Anlagenleistung.

Eine eindeutige Rechnungsnummer ist mehr als nur eine Formalität. Fehler in der Nummerierung können Buchhaltungsprobleme verursachen und die Nachverfolgung von Zahlungen erheblich erschweren.

Empfehlenswert ist ein systematisches Nummerierungssystem, das automatisch fortlaufende und lückenlose Nummern generiert. Moderne Rechnungssoftware bietet hierfür in der Regel integrierte Lösungen.

Zur Veranschaulichung betrachten wir eine einfache Garage mit Satteldach. Bei einer Bruttogrundfläche von 20,50 m² und einer mittleren Höhe von 2,94 m (ermittelt aus Traufhöhe 2,82 m und Firsthöhe 3,06 m) ergibt sich ein BRI von 60,27 m³. Diese Berechnung zeigt die praktische Anwendung der Grundformel und verdeutlicht, wie auch bei einfachen Bauwerken die korrekte Höhenermittlung entscheidend für das Ergebnis ist.
Bruttorauminhalt nach DIN 277 – Beispielrechnung
GeschossBGF (m²)Höhe (m)BRI (m³)
Erdgeschoss1202,80336
Obergeschoss1002,60260
Dachgeschoss802,20176
Keller902,40216
Gesamter BRI988 m³

Bruttorauminhalt als präzise Planungsgrundlage

Der Bruttorauminhalt nach DIN 277 bietet Ihnen eine präzise und normkonforme Methode zur Volumenermittlung Ihrer Bauwerke. Die dreidimensionale Betrachtung ergänzt die flächenbezogenen Kennwerte optimal und ermöglicht fundierte Kostenschätzungen sowie technische Planungen.
Die korrekte Anwendung der Norm erfordert zwar Detailkenntnis der Berechnungsregeln, zahlt sich aber durch verlässliche Planungsgrundlagen und vergleichbare Ergebnisse aus. Für komplexe Bauvorhaben sollten Sie die Berechnung qualifizierten Fachplanern übertragen, um normkonforme und rechtssichere Ergebnisse zu gewährleisten.

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Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität. Eine Rechtsberatung wird nicht angeboten. Den offiziellen Gesetzestext sowie weitere Paragrafen finden Sie in den entsprechenden Rechtsdokumenten. Bei rechtlichen Fragen oder Unsicherheiten konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Rechtsanwalt.
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